Im Oktober habe ich wieder einiges erlebt auf Sardinien.
Alltag
Ja, spätestens ab der 4. Woche, die ich in Italien verbracht habe, kehrte auch hier für mich ein Alltag ein. Ich stehe um 6 Uhr auf, mache mich fertig für die Schule bis meine Gastmutter uns, also meine Gastschwestern und mich, um 7:40 Uhr mit dem Auto zur Schule fährt. Um ca. 8 Uhr bin ich dann in der Schule und geselle mich zu meinen Klassenkameraden, die immer vor einem kleinen Kiosk vor der Schule stehen und warten. Hineingehen dürfen wir erst um 8:15 Uhr und nur wenige Minuten später beginnt auch schon der Unterricht.
Ehrlich gesagt habe ich ein paar Tage gebraucht, bis ich verstanden habe, wie die Unterrichts- und Pausenzeiten eingeteilt sind. Die erste Unterrichtsstunde geht 60 Minuten, dann folgt die zweite, die aber nur 45 Minuten lang ist, damit wir dann genau um 10 Uhr bis 10:15 Uhr die erste Pause haben. Danach haben wir wieder eine 60- und eine 45- minutenlange Unterrichtsstunde bis zur zweiten Pause um 12 Uhr. Diese geht wieder 15 Minuten. Es folgen noch zwei Stunden Unterricht, die jeweils 60 Minuten lang sind, bis wir dann um 14:15 Schulschluss haben. So läuft fast jeder Tag ab, nur mittwochs hat meine Klasse von 14:15 bis 15 Uhr noch eine längere Pause, in der wir etwas zum Mittag essen, was wir entweder bestellen und von einem Lieferdienst bringen lassen, in einem kleinen Laden in der Nähe der Schule kaufen oder einfach schon mitgebracht haben. Von 15 bis 16 Uhr heißt es dann nochmal Stillsitzen.
Nach der Schule holt mein Gastvater meine Gastschwestern und mich ab und wir fahren direkt nachhause, wo wir dann meistens alle zusammen Mittag essen. Da meine Gastschwestern beide sehr viel für die Schule lernen müssen und je zwei Hobbies verfolgen, machen wir sehr wenig miteinander. Daher habe ich nach dem Mittagessen Freizeit, in der ich mich oft mit meinen Freunden in der Stadt treffe oder auch mal ein bisschen schlafe bzw. mich einfach ausruhe. Viele Hausaufgaben habe ich nicht auf, weil die Lehrer und meine Mitschüler oft einfach sagen, dass ich sie nicht machen brauche; aber die, die mir mitgeteilt werden, erledige ich dann am Nachmittag. Ein wirkliches Hobby habe ich nicht, weil ich einfach noch nicht das Richtige für mich gefunden habe. Nur mittwochs gehe ich immer zu einem Chor, in dem auch eine sehr gute Freundin mitsingt. Die Proben dauern immer von 20 bis 21 Uhr, es ist also leider erst relativ spät.
Die Zeiten, zu denen es Abendessen gibt, variieren ein bisschen. Oft essen wir um 20:30 Uhr. Manchmal aber auch erst später. Es kommt meistens darauf an, wann meine Gastschwestern von ihren Trainings kommen. Ab und an sind wir auch nicht vollzählig zum Abendessen, sodass eine meiner Gastschwestern alleine isst. Nach dem Essen bereite ich mich auf das Schlafengehen vor, was aber auch nicht immer zur selben Zeit ist und manchmal stark variiert.
Essen
Im Allgemeinen bin ich mit dem italienischen Essen sehr zufrieden. Ich konnte bis jetzt schon einige neue Speisen probieren und muss ehrlich sagen, dass der Großteil wirklich sehr lecker schmeckt. Natürlich gibt es auch Sachen zu kaufen und zu essen, die ich für sehr merkwürdig halte, die hier aber völlig normal sind. Dazu zählt zum Beispiel, dass es total normal ist Pferd zu essen (und das auch noch mit großer Freude) oder die Organe und Innereien von Tieren, wie Magen, Gehirn oder Zunge. Ich habe manche Sachen davon gekostet, halte aber eher Abstand davon.
Das italienische Frühstück wird oft sehr süß gestaltet. Es gibt oft Kekse, einen typischen Kuchen mit Marmelade, Saft und Kaffee oder Kakao.
Übrigens: der Fakt, der uns von den Betreuern in Mailand erzählt wurde, dass italienische Familien immer zusammen essen (Frühstück, Mittag, Abendessen), und dass dabei immer alle zur selben Zeit mit dem Essen anfangen und sonst aufeinander warten, stimmt absolut nicht. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich hier noch nicht einmal mit meiner Gastfamilie zusammen gefrühstückt. :/
Zum Mittagessen gibt es oft Pasta in verschiedenen Ausführungen oder einfach Gerichte, die nicht sehr viel Aufwand beim Kochen brauchen, wie zum Beispiel Kartoffelbrei und Würstchen oder ein Reisgericht.
Beim Abendessen unterscheiden sich die Gerichte öfter. Häufig gibt es verschiedene Arten und Zubereitungen von Fleisch oder auch Fisch. Dazu Pasta, Kartoffeln oder Reis und auch oft Gemüse, entweder gekocht, wie Spinat, oder roh, wie Tomaten oder Gurken. Pasta und Reis werden nie „blanco“ bzw. „ohne alles“ serviert, sondern immer in Kombination mit Tomaten (also Tomatenmark oder Ähnliches) und Käse vermischt. Gelegentlich besteht das Essen auch aus einer Suppe oder einem Salat, wodurch ein bisschen Abwechslung hineinkommt. Ein weiterer Unterschied zu den Essgewohnheiten in meiner Familie in Deutschland ist, dass die Speisen nacheinander gegessen werden; zuerst das Fleisch, dann die Pasta, dann das Gemüse; oder halt andersherum.
Der größte Schock für mich war zu erfahren, dass die Italiener nie Pizza selbst machen, sondern immer nur bestellen oder Tiefkühlpizza in den Ofen schieben ☹.
Feiertage und Halloween
Letztes Wochenende war Halloween. Dadurch, dass der 1. November in Italien ein Feiertag ist, hatten wir auch am 31. Oktober und am 2. November Schulfrei. Zusammen mit dem Wochenende waren es 5 Tage kein ständiges Stillsitzen.
Am Samstag haben meine Gastfamilie und ich ihre Verwandten besucht. Wir sind ungefähr eineinhalb Stunden in das Dorf Villaurbana, dass relativ westlich, aber zentral auf der Insel gelegen ist, gefahren. Dort sind wir dann zusammen mit der Verwandtschaft meiner Gastfamilie zu dem „Festa di pane“ (Fest des Brotes) gegangen. Es gab sehr viele Stände, wo man Schmuck, Süßigkeiten, andere Lebensmittel oder Handwerkskunst kaufen konnte. Ein großer Brotverkauf fand jedoch nirgendwo statt. Dafür haben wir das Brotmuseum besucht. Dort wurden viele verschieden geformte Brote und der Prozess des Brotbackens ausgestellt. Dann habe ich ein typisch italienisches Familienessen miterlebt; es wurde sehr viel und laut geredet und gegessen 🙂
Den Sonntag haben meine Gastfamilie und ich auf einem anderen Fest dem „Festa di castagna“ (Fest der Kastanie) verbracht. Wir sind ca. 2 Stunden gefahren, bis wir in Aritzo, einem kleinen, aber wunderschönen Dorf in den Bergen ankamen. Das Fest hatte sich durch das gesamte Dorf erstreckt. Links und rechts gab es wieder Stände mit Schmuck, Süßigkeiten, Essen und anderen interessanten Dingen. Aber diesmal natürlich auch viele Kastanienstände. Wir haben sehr viel gegessen und hatten echt einen tollen Tag.
Am Montag, dem 31. Oktober, hieß es dann endlich ausschlafen und sich auf den Abend bzw. eher die Nacht vorbereiten. Richtig traditionell feiert hier kaum jemand Halloween. Jugendliche in meinem Alter gehen lediglich auf Partys und in Discos und verkleiden sind ein bisschen, jedoch auch nicht wirklich gruselig. Ich habe mich zusammen mit einem Freund, ein Austauschschüler aus Kanada, als Cowboy und Cowgirl verkleidet. Wir sind dann zusammen mit unseren italienischen Freuden in eine Disco gegangen. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht mit den anderen zu feiern.
Ich hoffe euch hat es genauso gut gefallen, den Bericht über meinen Oktober auf Sardinien zu lesen, wie mir, das alles erlebt zu haben. Bis nächsten Monat! Saskia
Saskia verbringt ihr Auslandsjahr 2022/23 auf der italienischen Insel Sardinien. Hier kannst du sie bei ihren Abenteuern während des Schüleraustausches begleiten.