Wie bereits Weihnachten, wurde ebenfalls Ostern mit der ganzen Familie gefeiert, wenn auch im etwas kleineren Kreise.
An Ostersonntag trafen wir uns nach der Messe mit der ganzen Familie bei einem Onkel und aßen ein traditionelles kreolisches Gericht. Auf La Réunion kennt man die Tradition vom Bemalen der Eier nicht, dennoch ist die Schokoladenei-Suche sehr beliebt. Natürlich hat der Onkel in seinem großen Garten ebenfalls für uns viele Schokoeier versteckt, weshalb wir ganz lange damit beschäftigt waren, bis auch das letzte Schokoladenei gefunden worden ist. Außer Schokohasen gibt es Schoko-Osterglocken, die in den Supermärkten verkauft werden und dazu gibt es eine passende Geschichte: Glocken spielen in Frankreich eine ganz besondere Rolle zu Ostern. Nach dem Geläut am Gründonnerstag machen die Glocken sich der Tradition nach auf den Weg nach Rom. Deshalb verstummen die Glocken bis Ostersonntag in allen Dörfern und Städten. Sie schweigen aus Trauer um Jesus Christus, der am Karfreitag gekreuzigt wurde. Den Kindern erzählen die französischen Eltern: Die Glocken sind auf dem Weg nach Rom und holen sich beim Papst den Segen für das kommende Jahr. In Italien decken sie sich auch mit ganz vielen Ostereiern ein. Auf dem Rückflug verlieren sie die Schokolade und verteilen sie im ganzen Land. Daher haben manche Schoko-Osterglocken, die man in den Supermärkten sieht, auch Flügel.
Für diesen monatlichen Bericht habe ich mir gedacht, einen typischen Schultag hier auf La Réunion vorzustellen. Es ist natürlich toll über die ganzen schönen Dinge, die man erlebt zu berichten, dennoch nimmt die Schule relativ viel Zeit eines Auslandsaufenthaltes in Anspruch. Es ist der Ort, an dem man neue Freunde kennenlernt und mit ihnen die meiste Zeit verbringt, was einen im Lernen der Sprache weiterbringt und unvergessliche Erinnerungen schafft
Mein Schultag beginnt schon um 7:25 Uhr, doch glücklicherweise habe ich nur einen Schulweg von ungefähr 5 Minuten zu Fuß, weshalb ich nicht ganz so früh aufstehen muss. Eine Schulstunde geht hier 55 Minuten und der Schultag kann sogar erst um 17:30 Uhr enden. Hier bin ich in der Klassenstufe „Première“, was in Deutschland der Q1 entspricht. Als Leistungskurse habe ich Mathe, Physik-Chemie und HGGSP (Geschichte, Erdkunde, Geopolitik und Politikwissenschaften). Meine zweite Sprache neben Englisch ist Spanisch, da ich es in Deutschland angefangen habe und hier fortsetzen wollte. Weitere Fächer, wie zum Beispiel Französisch, Biologie oder Geschichte-Erdkunde wählt man nicht ab, sondern behält sie weiterhin als Grundkurs. Im Unterricht wird weniger mündlich gearbeitet, sondern vielmehr schriftlich, da man viele Hausaufgaben aufbekommt. Es gibt hier keine Klausurenphase, sondern es werden praktisch jede Woche Tests geschrieben mit unterschiedlichem Wirkungsgrad, bei denen man bis zu 20 Punkten erreichen kann.
Mein längster und „aufregendster“ Tag ist der Dienstag, weshalb ich jetzt bisschen darüber erzählen werde:
In der ersten Stunde habe ich Erdkunde-Geschichte und in diesem Schuljahr werden in Geschichte die Jahre von 1789 bis 1918 behandelt und in Erdkunde wird über die Metropolisierung gesprochen. Danach habe ich eine Freistunde, in der meine Freunde und ich öfters mal ein kleines Frühstück genießen. Nach der Freistunde kommt eine Pause von 20 Minuten und später haben wir Sport. Zurzeit machen wir Klettern und ich finde es besonders spannungsreich, da in Deutschland solch ein Thema nicht behandelt wird. In unserer Sporthalle befindet sich eine Kletterwand von 7 Metern, auf der man verschiedene Schwierigkeitsgrade ausführen kann.
Nach zwei anstrengenden Stunden Sport folgt die wohlverdiente Mittagspause. Entweder hat man von 11:35 Uhr bis 13:15 Uhr Pause oder nur von 12:35 Uhr bis 13:15 Uhr, wenn man noch eine Stunde Unterricht hat. Einige gehen nach Hause und essen dort ihr Mittagessen oder bleiben in der Schule und essen in der Kantine. Mit meinen Freunden esse ich in der Kantine, in der das Essen immer sehr lecker schmeckt. Nach der lange Pause habe ich zwei Stunden Physik-Chemie. Momentan machen wir Chemie, weshalb wir voll ausgestattet mit Laborkitteln und Schutzbrillen interessante Experimente durchführen.
Danach habe ich nochmal eine Freistunde, in der entweder gequasselt wird oder Hausaufgaben gemacht werden. Meine letzte Stunde ist Englisch, in der ich mich schon auf den Mittwoch freue, denn da habe ich nur Schule bis 11:35 Uhr und gehe später häufig mit meinen Freunden in die Stadt, um gemeinsam zu Mittag zu essen.
An einem Samstag war ich mit einer Freundin und ihrem Cousin in einer Trampolinhalle. Obwohl sie etwas kleiner war, als die Hallen in Deutschland, hatten wir sehr viel Spaß und waren nach einer Stunde total fertig, so dass wir erstmal eine leckere Pizza essen waren.
Mit dem Bruder meiner Gastoma und zwei Bekannten von ihm verbrachte ich ein Wochenende in Cilaos. Das schöne Dorf habe ich bereits einmal besichtigt, doch dieses Mal hatte ich die Möglichkeit, wunderschöne Wanderungen in der Gegend zu machen. Um bereits 5:30 Uhr holten sie mich ab und wir nahmen den langen, kurvigen Weg in Angriff. Angekommen wanderten wir zu einer märchenhaften Grotte, die übersetzt die Kapelle heißt. Wir picknickten und kühlten uns im Wasserbecken ab. Auf dem Rückweg gingen wir in die Herberge, in der wir übernachteten. Nach einer kurzen Erfrischung aßen wir mit anderen Wanderern zu Abend, was eine gute Gelegenheit des Austausches bot. Am nächsten Morgen unternahmen wir eine kurze Wanderung, bevor wir wieder nach Hause fuhren.
Ich bin im Basketballteam der Schule und im April fanden das Halbfinale und das Finale der Akademischen Meisterschaft von La Réunion statt. Unser Team qualifizierte sich für das Halbfinale, welches wir auch gewannen und damit das Basketballteam der Mädchen zum allersten Mal ins Finale gekommen ist. Im Finale schafften wir es den dritten Platz zu belegen, worüber wir uns sehr gefreut haben und unser Trainer war stolz auf uns. Das Basketballteam der Jungs erreichte sogar den ersten Platz.
Hoffentlich hat euch dieser Einblick in meinen Schulalltag gefallen und ihr hattet viel Spaß beim Lesen. Im Mai werde ich bestimmt erneut viel zu berichten haben, da ich Ferien haben werde und es wird dieses Mal ganz besonders.
Bis bald!
Laura verbringt ihr Auslandsjahr 2022/23 auf La Réunion, einer französischen Insel im indischen Ozean. Hier kannst du sie bei ihren Abenteuern während des Schüleraustausches begleiten.