Die letzten Wochen und Tage meines Auslandsjahres gingen sehr schnell zu Ende. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Zeit viermal so schnell vergeht.
Der Abschied von meinen Freunden ist näher gerückt. Eine andere deutsche Austauschschülerin und Freundin und ich haben eine kleine Abschlussfeier geplant, wozu wir all unsere Freunde eingeladen haben. Leider mussten wir diese aber aufgrund des schlechten Wetters kurzfristig absagen. Mit vielen von meinen Freunden habe ich mich dann nochmal alleine getroffen, um mich zu verabschieden, mit manchen hat es leider nicht mehr geklappt. Wir sind noch ein paar mal zum Strand gefahren, baden gegangen und haben noch sehr viel Eis gegessen. Und (leider) haben wir oft „das letzte Mal …“ gesagt. Nach gefühlten tausenden Umarmungen musste ich sie alle gehen lassen. Wir waren wirklich sehr traurig und es sind viele Tränen geflossen.
Am letzten Schultag haben wir natürlich kein Unterricht mehr gemacht. Die ersten beiden Stunden hatten wir quasi Freizeit, in der wir nur gequatscht und Spiele gespielt haben. Außerdem habe ich ein weißes T-Shirt, was ich extra gekauft habe, mit zur Schule gebracht und alle meine Freunde und Lehrer haben drauf unterschrieben und mir geholfen es zu gestalten. Es ist eine super Sache, weil man so nochmal ein letztes Andenken schaffen kann, was einem für immer bleibt.
Danach haben sich die oberen Jahrgänge (also auch meiner) in der Aula eingefunden und ein Schulkonzert, das genau wie am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien aufgeführt wurde, angehört. Die Schüler, die das Konzert organisiert haben, sind wirklich alle total talentiert in dem was sie machen und haben die ganze Schule begeistert! Auch die Songauswahl haben sie diesmal super getroffen und vor allem zum Schluss wurde es sehr emotional, weil der letzte Schultag auch der Abschied von den 5. Klassen war. Nach dem eineinhalb stündigen Konzert sind alle auf die Bühne gegangen und haben zusammen gesungen, getanzt und geweint. Es sind wirklich sehr, sehr viele Tränen, auch bei mir, geflossen und jeder hat jeden umarmt. Nach diesem ersten Gefühlschaos kam direkt mein nächstes, nämlich der Abschied von meinen Klassenkameraden, die mich diese neun Monate begleitet und mir immer geholfen haben. Das hat mich emotional gleich noch einmal sehr mitgenommen, weil mir viele so sehr ans Herz gewachsen sind. Gleich im Anschluss sind wir alle rausgegangen und haben das Wasserschlacht-Spektakel der 5. Klassen, mit angesehen und wurden teilweise auch mit hineingezogen. Bei dieser Tradition bringen alle Schüler große Wasserflaschen mit und treffen sich am letzten Schultag auf dem Parkplatz der Schule. Da spritzen und schütten sich alle gegenseitig mit Wasser voll bis alle pitschnass sind.
Direkt am letzten Schultag, also Freitag dem 9. Juni, ist am Abend mein Vater angekommen, weil er mich mit dem Auto abgeholt hat (dazu später noch mehr). Da ich die vorherigen Tage schon fast alle meine Sachen zusammengepackt hatte, brauchte ich also nur noch die letzten Kleinigkeiten verstauen. Dann habe ich in der Stadt auf meinen Papa gewartet. Als ich ihn dann nach einiger Zeit in seinem Auto hab ankommen sehen, sind mir sofort die Tränen gekommen und ich wurde sehr emotional. Ich war davor schon sehr aufgeregt, aber das Gefühl, meinen Papa nach 9 Monaten endlich wiederzusehen und zu umarmen war so schön. Wir sind dann gleich nach dem Einchecken in das Hotel zurück zu meiner Gastfamilie gefahren und haben ihnen viele deutsche Produkte geschenkt und den Abend noch mit ihnen gemeinsam verbracht. Die Tage darauf haben wir uns dann nicht mehr gesehen bis zum vorletzten Abend, an dem wir alle gemeinsam essen waren. Es war ein wirklich sehr schöner letzter Abend und wir alle waren traurig bei der Verabschiedung. Der Abschied jedoch ist mir einfacher gefallen, als ich gedacht habe, und das auf keinen Fall im bösen Sinne gemeint, sondern weil ich es in dem Moment nicht wirklich realisiert habe, dass es ein Abschied für eine sehr lange Zeit ist und ich eher dachte, dass wir uns ja nächste Woche sowieso wieder sehen.
Am Abend des letzten Schultages ist mein Vater angekommen und wir haben noch ein bisschen Zeit mit meiner Gastfamilie verbracht. Insgesamt sind wir dann noch genau eine Woche auf Sardinien geblieben. Wir haben in der Zeit viele schöne neue, aber für mich auch schon bekannte Orte gesehen. Zuerst habe ich ihm natürlich meine ganze Stadt, Sassari, meine Schule und Lieblingsorte gezeigt. In den folgenden Tagen haben wir noch Stintino, Platamona, Alghero, die kleine Insel La Maddalena, Costa Smeralda, Olbia, Cagliari, Terralba, Castelsardo, Costa Paradiso und Bosa gesehen. Mit Francesca, einer sehr guten Freundin, sind wir am letzten Tag noch in einen großen Supermarkt gegangen und haben sehr viele sardische Produkte gekauft, um diese mit nachhause zu bringen.
Mit der Fähre ging es nach 7 Tage zurück aufs Festland, wo wir direkt Kurs auf Rom genommen haben. Die nächste Woche haben wir nämlich in der Hauptstadt Italiens verbracht. Auch dort haben wir so gut wie keine Sehenswürdigkeit ausgelassen. Obwohl ich mir persönlich das Kolosseum in echt größer vorgestellt habe, war es sehr beeindruckend es mal live zu sehen und nicht nur auf Bildern. Genauso toll fand ich den Petersdom im Vatikan, das Forum Romanum, den Stadtteil Trastevere und auch die anderen sehenswerten Orte. An zwei Tagen unseres Aufenthaltes in Rom haben wir Ausflüge zu Orten außerhalb der Stadt gemacht. Darunter befinden sich Pompeji, die Costa Amalfi, Viterbo und Civita di Bagnoregio. Eines meiner Highlights dieser zwei Ausflüge war eine Art kleines Café weit oben auf einem Berg, wo wir ein Zitronensorbet gegessen haben und eine Wahnsinns Aussicht hatten.
Im Anschluss haben wir noch 3 Tage in Florenz verbracht und uns diese und die nicht weitentfernte Stadt Pisa angeschaut. Florenz ist an sich eine sehr schöne Stadt, allerdings sind mein Papa und ich nicht sehr große Kunstliebhaber, weshalb wir viele Museen und Sehenswürdigkeiten ausgelassen haben. Jedoch auf keinen Fall die Kathedrale und Kirchen und natürlich die Piazzale Michelangelo, von der wir die gesamte Stadt überblicken konnten. In Pisa sind wir auf den berühmten schiefen Turm gestiegen, was einerseits ein Schönes und anderseits, dank meiner Höhenangst, ein herausforderndes Erlebnis war.
Am besten am ganzen Urlaub hat mir gefallen, dass ich nochmal meine Italienischkenntnisse unter Beweis stellen durfte und mich mit neuen fremden Leuten auf Italienisch unterhalten habe. Ich finde es toll, wie man so schnell ins Gespräch kommen kann, wenn man die Landessprache beherrscht und wie nett die meisten Leute sind. Ich habe so viel erfahren dadurch und wirkliche lustige und nette Unterhaltungen gehabt. Dass mein Papa auch etwas vom Gespräch versteht, habe ich immer gleich schnell für ihn übersetzt.
Der letzte Tag brachte mich und meinen Vater nochmal in ein paar italienische Supermärkte, um meine italienischen Lieblingsprodukte zu kaufen. Diese haben wir im Auto mit unserem (bzw. vor allem meinem) Gepäck verstaut und danach den Heimweg angetreten.
Als wir endlich zuhause eintrafen standen meine Mama und Schwester schon bereit ums uns zu empfangen und nach neuneinhalb Monaten durfte ich dann auch sie endlich wieder in die Arme schließen. Wir haben alle vor Freude ein bisschen geweint; es war ein wirklich schönes Wiederankommen. Wir haben den ganzen Abend sehr viel geredet, erzählt und ein typisch deutsches Gericht gegessen. In den folgenden Tagen hatte ich mein ganzes Gepäck ausgeräumt und bin auch wieder in mein Zimmer eingezogen und habe mich eingelebt.
Zu meiner Gastfamilie habe ich natürlich immer noch ein wenig Kontakt. Zwar leider nicht täglich, aber ab und zu schreiben wir nochmal und erzählen uns, was gerade so im Leben passiert. Auch zu manchen meiner Freunde hält der Kontakt sehr gut; zu anderen eher nicht so gut. Es ist klar, dass man oft nicht täglichen Kontakt hat, weil natürlich ich, sowie auch die Leute die ich in Italien kennengelernt habe, jetzt sehr verschiedene Leben führen. Dazu kommt noch, dass jetzt Ferien sind und man generell mehr unternimmt und weniger Zeit hat. Leider ist mir aber aufgefallen, dass sich wenige auch von sich aus melden, sondern dass ich oft die erste bin, die schreibt. Das finde ich echt schade.
Die ersten Wochen in Deutschland waren gar nicht so ungewohnt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe mich sehr schnell wieder im Alltag und dem Leben meiner Familie hineingefunden. Auch in meiner Stadt und der üblichen Umgebung bin ich sehr gut zurechtgekommen, weil sich tatsächlich überall gar nicht so viel verändert hat. Ich habe meine Verwandtschaft besucht und mich mit meinen Freunden und Bekannten getroffen. Schon nach den ersten paar Tagen, seitdem ich wieder zurück in Deutschland war, hat es sich für mich nicht mehr so angefühlt, als ob ich neun Monate weggewesen bin. Es ist etwas komisch nur mit „schön“ oder „toll“ oder „sehr gut“ zu antworten, wenn ich gefragt werde, wie es denn in Italien war. Ich habe sehr viele Erlebnisse und Erfahrungen gemacht, dass es zulange dauern würde mehr zu erzählen, aber es kurz zu fassen ist auch gar nicht so leicht.
Wenn ihr euch für ein Auslandsjahr entschiedet, dann seid auf jeden Fall auf alles gefasst. Ihr werdet wirklich sehr viele Erfahrungen machen. Gute, aber bestimmt auch schlechte. Und aus allen könnt ihr so viel lernen. Auch, wenn mal eine schlechte Phase eintritt in der gefühlt alle blöd in dem Gastland ist, und ihr einfach nur nachhause wollt, dann gebt nicht auf und fliegt nachhause, sondern versucht durchzuhalten, denn es wird mit Sicherheit eine bessere Zeit kommen. Wenn es Probleme innerhalb oder mit der Gastfamilie gibt und sie euch bedrücken, dann zögert nicht, euch an die Familie oder den Localcoordinator zu wenden. In den meisten Fällen können diese Probleme gelöst werden. Und wenn selbst der Localcoordinator euch nicht helfen kann, dann nehmt auf jeden Fall auch Kontakt zu DFSR auf, sei es über eure Eltern oder selbstständig.
Um schnell den Anschluss bei den Mitschülern zu bekommen und Freunde zu finden, ist es wichtig von Anfang an offen zu sein und sich nicht zu verstecken. Wenn ihr das Glück habt und es noch andere Austauschschüler in eurer Umgebung gibt, dann versucht auch Kontakt mit ihnen aufzubauen, denn mit ihnen könnt ihr euch wahrscheinlich gut über eure Erfahrungen, aber auch Probleme austauschen, denn sie machen im Endeffekt dasselbe durch wie ihr. Wenn euch etwas nicht auf Anhieb gelingt oder unmöglich erscheint, dann versucht es weiter, bis ihr es schafft. Um die Sprache zu lernen, ist es wichtig sehr viel mit den einheimischen Leuten zu reden (Gastfamilie, Freunde etc.) und nicht nur auf Duolingo jeden Abend für zehn Minuten zu lernen. Auch wenn es sein kann, dass ihr am Anfang und sogar am Ende teilweise noch sehr viele Fehler macht, versucht es weiter und lasst euch gerne korrigieren, denn so werdet ihr am besten lernen. Wenn euch manche Sachen des Essens nicht schmeckt, dann sagt es ruhig, aber lehnt nicht Dinge von vorneherein ab, sondern probiert wenigstens. Probiert auch neue Sachen, die ihr womöglich gar nicht kennt. Es kann sein, dass es euer Lieblingsgericht wird. Seid auf jeden Fall immer respektvoll gegenüber eurer Gastfamilie und ihren Eigentümern, denn oft bekommen die Leute, die euch in ihr Zuhause aufnehmen, euch verpflegen und für euch sorgen, kein Geld dafür (so ist es zumindest in Italien). Lehnt nicht immer Dinge, Aktivitäten oder anderes von vorneherein ab, nur weil sie langweilig klingen. Oft wird es sehr spaßig und man kann dadurch mit der Familie besser zusammenwachsen. Versucht immer mitzunehmen, was ihr könnt und sammelt so eure eigenen Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen.
Klar, es gibt noch tausend weitere Tipps, die ich euch geben kann, aber im Endeffekt muss jeder Austauschschüler auch seinen eigenen Weg finden und seine eigenen Erfahrungen machen. Ich wünsche allen, die in der Zukunft ein Auslandsjahr machen ganz viel Glück, Spaß, Erfolg und, dass es das beste Jahr eures Lebens wird!
Hier verabschiede ich mich nun. Ich hoffe, dass euch meine Erfahrungsberichte gefallen haben und ihr vielleicht etwas über Italien und ein Auslandsjahr im Allgemeinen erfahren konntet, was ihr noch nicht wusstet.
Ich wünsche euch allen das Beste, eure Saskia
Saskia verbringt ihr Auslandsjahr 2022/23 auf der italienischen Insel Sardinien. Hier kannst du sie bei ihren Abenteuern während des Schüleraustausches begleiten.