Zuallererst entschuldige ich mich tausendfach, dass lange kein Bericht von mir gekommen ist und der Text erst so spät online kommen kann.
Wie ihr im Laufe der Zeilen des zweites Teils lesen werdet, habe ich eine etwas schwierige Zeit durchgemacht, in der ich wenig Kraft und Zeit hatte, den Erfahrungsbericht zu schreiben.
Klassenfahrt nach Venedig
Aber kehren wir nochmal zum Anfang des Monats März zurück, denn da stand nämlich unsere Klassenfahrt nach Venedig an. Nach einer eher kurzen und spontanen Planung von einigen Wochen sind wir am Sonntagmorgen des 5. März von Alghero nach Treviso geflogen. Treviso ist ein kleiner Ort nicht weit entfernt von Venedig. Mit einem Reisebus sind wir vom Flughafen nach Venedig gefahren. Da man in Venedig selbst keine Autos benutzen kann, haben wir häufig das Wassertaxi, ein sogenanntes „Vaporetto“, genommen. Begleitet wurde meine Klasse von unserem lieben Lehrer Prof. Tola, der uns in dem Fach Kunstgeschichte unterrichtet, sowie von der Mutter eines Mitschülers. Angekommen an der Station des Vaporettos am Markusplatz, ging es, natürlich zu Fuß, weiter zu unserer Unterkunft, die nur einige Minuten von der berühmten Sehenswürdigkeit entfernt gewesen ist. In dem kleinen, aber gemütlichen Hotel habe ich mir ein Zimmer mit Francesca und Alessandra, zwei meiner Freundinnen aus der Klasse, geteilt. Kurz nach unserer Ankunft sind wir auch sofort schon wieder losgelaufen und haben mit dem „Programm“ begonnen.
Zuerst haben wir den Innenhof und die Kirche eines alten „Verbundes“ besichtigt. Danach ging es weiter zu einem Kunstmuseum und noch einer anderen Kirche. Nach dem Abendessen in einem Restaurant haben wir uns dazu entschieden noch einen Spaziergang zu machen. Während der folgenden Tage haben wir viele Kirchen, unter anderem auch den Markusdom, weitere Kunstmuseen, die nicht weit entfernten Inseln Murano, Burano und Torcello, wohin wir mit dem Vaporetto gefahren sind, viele Teile der Stadt und andere Sehenswürdigkeiten gesehen. Jeden Abend haben wir in einem Restaurant gegessen und danach jeweils noch einen Spaziergang gemacht. Am besten haben mir die Insel Burano, die Fahrten mit dem Vaporetto und die vielen kleinen Gassen gefallen. Was auch sehr beeindruckend anzusehen, aber trotzdem traurig war, war das „Acqua alta“ (=Hochwasser). Während unserer Abendspaziergänge mussten wir mit ansehen, wie der Markusplatz und einige Gassen teilweise überflutet wurden. Einige Male hat uns das Wasser sogar den Weg zurück zu unserem Hotel abgeschnitten. Zwischen den Besuchen in den Kirchen und Museen hatten wir natürlich auch immer mal wieder Zeit, in einige Läden und Souvenirshops zu gehen, Fotos zu machen oder uns etwas anderes anzuschauen. Generell hat der Ausflug sehr viel Spaß gemacht. Der Lehrer ist sehr entspannt und lustig, weshalb wir viele Freiheiten hatten und die Zeit gut genutzt haben. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag haben wir unsere Heimreise angetreten. Um 3 Uhr haben wir das Hotel verlassen und kurz vor halb 9 sind wir wieder auf Sardinien gelandet und die Reise war leider viel zu schnell vorbei.
Gastfamilienwechsel
Da es in meiner alten Gastfamilie schon seit einiger Zeit einige Probleme gab, haben wir uns, ein paar Tage nachdem ich aus Venedig wiedergekommen bin, alle zusammengesetzt, darüber gesprochen und beschlossen, dass ich die Gastfamilie wechseln werde. Danach ist noch ein weiteres Gespräch mit meiner lokalen Koordinatorin gefolgt und sie und ich haben angefangen, nach einer neuen Gastfamilie in meiner Stadt für mich zu suchen. Leider ist es nicht gerade leicht, Gastfamilien zu finden, weshalb noch fast 2 Wochen bei meiner alten Gastfamilie gewohnt habe. Diese Zeit ist mir und auch der Familie leider noch schwerer gefallen als davor, weil es eine sehr bedrückende und unangenehme Stimmung bzw. Situation war. Es ist völlig normal, dass während eines Auslandsjahres Probleme zwischen dem Gastschüler und der Gastfamilie auftreten und oftmals kann man diese auch regeln und gut zusammen weiterleben. Manchmal passiert es jedoch, dass man merkt, dass die Chemie zwischen beiden „Parteien“ einfach nicht passt und man es auch erst nach einiger Zeit wirklich merkt. In diesem Fall müssen dann beide Seiten überlegen, ob sie so für die verbleibende Zeit weiterleben können oder nicht, und oft ist an diesem Punkt ein Gastfamilienwechsel die bessere Entscheidung. Nach einiger Zeit des „Durchhaltens“, wurde mir dann, leider sehr kurzfristig, mitgeteilt, dass ich zu einer „Übergangsfamilie“ ziehen muss. Die Frau, die mich für die Zwischenzeit aufgenommen hatte, lebt in dem kleinen Dorf Terralba, das 2 Stunden von meiner Stadt entfernt ist. Es war sehr schwer für mich meine Freunde und die Stadt zu verlassen, vorallem, weil die Abreise sehr spontan war und ich mich nicht wirklich von allen verabschieden konnte. Jedoch habe ich mich in Terralba sehr schnell zurechtgefunden, „eingelebt“ und einige Bekanntschaften geschlossen. Außerdem gab mir die Zeit nochmal die Chance, eine andere Schule und das „Dorfleben“ kennenzulernen.
Kaum in Terralba angekommen, habe ich von einer Freundin und Mitschülerin mitgeteilt bekommen, dass sie noch einmal mit ihren Eltern gesprochen hat und diese sich gern dazu bereit erklärt haben, mich für die restliche Zeit aufzunehmen. Insgesamt habe ich dann 8 Tage in dem Dorf verbracht, bis ich wieder nach Sassari zurückkehren konnte und mich meine neue Gastfamilie sehr herzlich willkommen geheißen hat. Ich fühle mich sehr wohl hier und bin sehr dankbar, dass ich hier den Rest meines Auslandsjahres verbringen darf.
Persönlich muss ich leider sagen, dass ich mir von meiner Koordinatorin in dieser Situation mehr Unterstützung gewünscht hätte und ich den Eindruck hatte, dass mein Wunsch eines Gastfamilienwechsels nicht ernst genug genommen wurde. Dagegen muss ich aber sehr positiv erwähnen, dass DFSR, also die deutsche Organisation zuhause, und vor allem Frau Helfert immer ein offenes Ohr für mich und meine Familie hatte und den Gastfamilienwechsel unterstützt hat. Das hat mir in einigen Momenten wirklich den Mut gegeben, das Auslandsjahr nicht abzubrechen, sondern weiterzumachen und durchzuhalten.
Saskia verbringt ihr Auslandsjahr 2022/23 auf der italienischen Insel Sardinien. Hier kannst du sie bei ihren Abenteuern während des Schüleraustausches begleiten.