Hello everyone!
Nun ist schon der Januar vorbei gegangen, somit sind das erste Semester und auch die erste Hälfte meines Auslandsjahres vorüber. Die ersten fünf Monate gingen unglaublich schnell vorbei und während auf mich jetzt noch die zweite Hälfte meiner Zeit in Kanada wartet, war dieser Monat der Allerletzte für andere Austauschschüler, die Ende des ersten Semesters wieder nach Hause geflogen sind.
Obwohl es eigentlich schon ganz am Anfang vom Januar in der Schule weitergehen sollte, wurde aufgrund der vielen Coronafälle hier in Kanada der Schulbeginn in vielen Provinzen entweder nach hinten verschoben oder es ging mit Online Unterricht weiter. Zum Glück wurde in British Columbia viel Wert auf den Präsenz Unterricht gelegt, was für meine Schule eine Woche längere Schulferien und dann relativ normalen Schulbetrieb mit schärferen Abstands- und Hygieneregeln bedeutete. Obwohl sich die Provinz und die Schulen viel Mühe geben, alles so gut wie möglich normal und offen zu halten, war mein Januar sehr von Corona Einschränkungen betroffen. Als das Semester nach den verlängerten Winterferien weiterging, konnte ich zwei Wochen in die Schule gehen und Freunde treffen, bis meine Gastfamilie in der letzten Januarwoche dann Corona positiv getestet wurde und wir alle für eine Woche zu Hause bleiben mussten.
Trotz Corona Einschränkungen hatte ich ein paar sehr schöne Wochen und habe versucht verschiedene Aktivitäten auszuüben, die erlaubt waren. So war ich mit Freunden Ice Skaten, Pool spielen, habe Nachmittage am Ozean verbracht oder war im Wald im Park wandern, der gleich neben meinem Zuhause liegt. Wir haben Cafés in der Innenstadt besucht und bei den Volleyball Spielen der Universität zugeschaut sobald Besucher wieder zugelassen waren.
Ende Januar hat dann auch das zweite Semester angefangen, mit neuen Kursen, Klassen und Lehrern. Meine neuen Fächer sind Fitness & Conditioning, Genocide Studies, Visual Arts und Food Studies. Anhand dieser Fächer kann man gut sehen, wie viele unterschiedliche Themengebiete und Kurse angeboten und vom kanadischen Schulsystem abgedeckt werden. Fitness & Conditioning ist eine Sportklasse, in der wir verschiedene Übungen im schuleigenen Weightroom machen, hauptsächlich ist die Klasse für die Football Spieler unserer Schule bestimmt, allerdings können auch andere Schüler teilhaben. In Genocide Studies beschäftigen wir uns mit Themen wie der Syrien Revolution, Flüchtlingsbewegungen, dem Holocaust und mit Residental Schools. Das Fach soll aufklären und Bewusstsein schaffen und ist einerseits wirklich hart und emotional belastend, andererseits natürlich hoch interessant und sehr wichtig. Meine zwei eher handwerklich geprägten Fächer Visual Arts und Food Studies machen sehr viel Spaß, Visual Arts ist mit herkömmlichem Kunstunterricht in Deutschland vergleichbar und in Food Studies lernen alle Schüler zu kochen, backen und verschiedene Gerichte selber zu machen. Wie ich schon vorhin erwähnt habe, musste ich eine Woche in Isolation zuhause verbringen, da meine Gastfamilie alle Corona Positiv war.
Tatsächlich war meine Familie bei weitem nicht die Einzige, die eine Woche in Quarantäne war, da die Zahlen hier in Kanada im Januar in die Höhe schnellten und viele Menschen in unserem direkten Umkreis wurden positiv getestet. Dadurch, dass meine Gastfamilie in der allerletzten Woche im alten Semester krank wurde, machte es schulisch gesehen keinen großen Unterschied, da meine Gastgeschwister und ich nicht viel Stoff verpassten. Das einzig wirklich schlimme an der Woche zuhause war die Tatsache, dass ich die meisten anderen Austauschschülern nicht persönlich verabschieden konnte, weil ich natürlich vermeiden wollte andere anzustecken.
Denn obwohl der Januar auch schön war, so war der Januar auch ein Monat des Abschieds, da für viele Austauschschüler das Auslandjahr nach dem ersten Semester endete und viele meiner Freunde Kanada wieder verlassen haben. Ich habe viele gute Freunde unter den anderen Austauschschülern gefunden. Wir haben uns alle sehr gut verstanden, auch weil wir mit einer ähnlich offenen, reisebegeiserten und weltgewandten Einstellung hier her gefunden hatten. Ich bin mir sicher einige der Leue irgendwann einmal wieder zu sehen und natürlich werden nun zu Beginn des zweiten Semesters auch viele neue Austauschschüler ankommen! Jetzt freue ich mich auf das nächste Semester und auf die zweite Hälfte meines Exchange Year‘s hier in Kanada!
See you soon! Eure Molly
Rubrik: „Noch nicht gewusst?“ …ein halbes Jahr im Ausland oder doch lieber ein ganzes?
Die Frage nach dem „wie lange?“ stellen sich Viele schon ganz am Anfang der Planung des Auslandsaufenthalts. Jetzt, nachdem das erste Semester vorüber ist und manche Austauschschüler schon nach Hause fliegen, möchte ich ein bisschen über die verschiedenen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Optionen sagen. Vorweg kann ich sagen, dass es bei dieser Entscheidung natürlich hauptsächlich auf euer eigenes Bauchgefühl ankommt, weil nicht jeder gerne für ein ganzes Jahr aus seiner Heimat und seinem Leben weggehen möchte und für andere ein knappes halbes Jahr vielleicht viel zu kurz ist, um wirklich irgendwo anzukommen und Wurzeln zu schlagen. Ein wichtiger Aspekt bei dieser Frage ist erst einmal die Schule. Damit meine ich, dass es je nach dem aus welchem Bundesland man kommt und an welchem Punkt seiner Schullaufbahn man steht es mehr oder weniger schwierig sein kann, ein ganzes Jahr zu fehlen, oder andere herum nach einem halben Jahr wieder einzusteigen. Hier stellt sich auch die Frage nach dem Wiederholen der Zeit, die man „verpasst“ hat, während man im Auslandsjahr zur Schule gegangen ist. Ich versuche hier einmal zu beschreiben, was ich von anderen Austauschschülern aus Deutschland hier mitbekommen habe, was nicht bedeutet, dass dies eine perfekte Lösung für jede Person ist. Jeder hat einen anderen Ausgangspunkt für das Auslandsjahr, deswegen seht das nächste einfach als ein paar mögliche Lösungen an, die ich hier als Muster bei vielen Exchange Students gesehen habe.
Für viele Schüler, die nach Vollendung des zehnten Schuljahres ins Ausland gehen, scheint es oft überzeugend zu sein, ein Jahr im deutschen Schulsystem zu pausieren und nach einem ganzen Schuljahr zurück zu kehren und die letzten Kurs- oder Oberstufenjahre danach mit der nächsten unteren Stufe anzutreten. Dies macht deswegen Sinn, da sich die elfte Klasse sich in den Schulsystemen anderer Länder oft so sehr vom deutschen System unterscheidet, dass man nicht gut genug auf das letzte Schuljahr und den finalen Abschluss in Deutschland vorbereitet ist und das Auslandsjahr somit nicht wie ein deutsches Schuljahr von deren Schulen angerechnet wird. Schüler, die Anfang der zehnten oder neunten Klasse ins Ausland gehen, wollen oft nicht den Stoff eines ganzen Jahres verpassen und viele Leute entscheiden sich, lieber nach einem halben Jahr im Ausland zurück zu kehren. Somit können sie dann zuhause den verpassten Stoff nachholen, um das Schuljahr in der selben Stufe gemeinsam mit ihrer vorigen Klasse abschließen zu können. Damit vermeidet man ein Extra Jahr absolvieren zu müssen und hat trotzdem die Erfahrung im Ausland gelebt zu haben.
Sprachlich gesehen wird man so oder so vieles lernen und sich verbessern, und ich kann jetzt nach einem halben Jahr natürlich noch nicht sagen, ob es große sprachliche Unterschiede zwischen den Halb- und Ganzjahres Austauschschülern geben wird. Ein ganzes Jahr woanders zu leben heißt natürlich die Möglichkeit zu haben sich wirklich auf längere Zeit auf die neue Umgebung einzulassen und sich auch wirklich zuhause zu fühlen. Allerdings muss man sich auch im Vornherein klar machen, dass man seine Familie und Freunde auch lange Zeit nicht persönlich sehen und sprechen kann. Für Menschen, denen die Nähe zu ihren Zuhause wichtig ist, und die sich eventuell davor fürchten lange Zeit von ihrem alten Leben getrennt zu sein, kann das halbe Jahr deswegen eine gute Möglichkeit bieten, sich in die Welt hinaus zu wagen, aber nach einer nicht ganz so langen Zeit dann eben auch wieder nach Hause zurückzukehren.
Wer sich Sorgen macht, vielleicht in einem halben Jahr keine guten Freundschaften im Ausland schließen zu können, den kann ich beruhigen. Freunde finden, das kann ich versichern, wird jeder so oder so, ganz egal ob man fünf oder zehn Monate im Ausland bleibt und wie ich von allen die jetzt gegangen sind sagen kann, ja der Abschied wird jedesmal schwer, egal ob man nur ein halbes oder ein ganzes Schuljahr woanders verbringt. Ein ganzes Schuljahr wegzugehen hat natürlich den Vorteil wirklich ein ganzes Jahr woanders zu erleben, dass heißt alle übers Jahr verteilten Traditionen und die verschiedenen Jahreszeiten in einem anderen Land mitzuerleben, eine Erfahrung, die man sonst eher weniger machen kann, da man auch im Urlaub in anderen Ländern oft nur einen Ausschnitt des Lebens dort mitbekommt. Auch das Zuhause Gefühl ist nach einem Jahr natürlich ein anderes als nach „nur“ einem halben. Wie gesagt, das eigene Bauchgefühl kann bei so einer Entscheidung wahrscheinlich immer ganz gut weiterhelfen. Ich für meinen Teil bin nach wie vor sehr glücklich mit meiner Entscheidung bis Sommer hier in Kanada zu bleiben.
Molly verbringt ihr Auslandshalbjahr 2022 auf Vancouver Island, Kanada. Hier kannst du sie bei ihren Abenteuern während des Schüleraustausches begleiten.