Regen, strikt katholisch und rote Haare- du kennst bestimmt auch so einige Klischees, welche Irland und den Iren nachgesagt werden. Doch ist an diesen Vorurteilen überhaupt irgendetwas dran? Ich hoffe, ich kann dir so einen kleinen Einblick in das irische Leben geben. Bitte denke daran, dass es nur meine persönlichen Erfahrungen sind 🙂
Ich denke das erste Vorurteil, was vielen Menschen einfällt, wenn sie an Irland denken, ist der ständige Regen. Und das kann ich teilweise unterschreiben. Es hat durchaus häufiger stärker geregnet, aber nicht viel häufiger als hier in Deutschland. Besonders im Sommer hat es nicht jeden Tag geregnet und wir hatten sehr oft auch ganz gegensätzliches Wetter mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Zugegebenermaßen gab es aber im Winter häufiger Nebel und viele Schauer. Aber ohne den Regen hätten die Wiesen auch nicht so schön grün sein können, oder? 🙂
Neben dem schlechten Wetter wird häufig auch die Religion, in Betracht auf Irlands religiöse und konfliktreiche Geschichte, die katholische Kirche genannt. Doch ist an dem Klischee wirklich etwas dran? In der Schule kam Religion kaum zur Sprache. Wir haben wenig über Religion allgemein gesprochen, außer einige Male in Geschichte und auch sonst hatten wir z.B. Religion nicht als Unterrichtsfach, wie es hier in Deutschland häufig der Fall ist. Dabei kann ich aber leider nicht sagen, ob das nur bei uns in der Schule der Fall war oder ob es allgemein in irischen Schulen so gehandhabt wird. Ein einziges Mal waren wir in der Kirche, am letzten Schultag. In meiner Gastfamilie persönlich ging auch nur mein Gastvater jeden Sonntag in die Kirche, manchmal begleitete ihn meine Gastmutter oder meine Gastschwestern und ich. Interessanterweise war der Gottesdienst auch etwas anders aufgebaut. Der Gottesdienst war viel kürzer als hier in Deutschland und um einiges persönlicher als ich mich hier in Deutschland erinnern konnte, da ich sonst eigentlich nur an wenigen Anlässen in die Kirche gehe. Aber wenn wir meinen Gastvater begleiteten, dann sahen wir häufig Mitschülerinnen von uns und die Kirche war auch voll. Das heißt allgemein kann nicht pauschalisiert werden, dass jede irische Person extrem religiös ist, aber da Religion eine andere Geschichte hat als in Deutschland sind einige Menschen immer noch sehr religiös, da diese Teil der Tradition ist. Dabei sollte, wie immer, jedoch nicht generalisiert werde.
Neben dem Wetter und der Religion ist ein Klischee, von dem ich vorher gehört hatte, dass Kartoffeln in Irland sehr häufig in Mahlzeiten verwendet werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dies bei meiner Gastfamilie auf jeden Fall zutraf. Und dies meine ich gar nicht negativ. Ich war sehr begeistert von den vielen verschiedenen Arten und Weisen Kartoffeln zuzubereiten. Ob die Kartoffel die Form von Ofenkartoffel, Kartoffelbrei, Kartoffelpuffer oder Pommes annahm. Nach meinem Auslandsaufenthalt war ich auf jeden Fall ein größerer „Kartoffel- Fan“ als zuvor ?. Aber mache dir keine Gedanken, wenn du Kartoffeln nicht so gerne isst. Wenn deine Gastfamilie ähnlich wie meine Gastfamilie kocht, dann spreche einfach mit Ihnen. Kommunikation ist der beste Weg Konflikte oder Probleme zu lösen.
Ein weiteres „Klischee“ wäre möglicherweise, dass es ziemlich schwierig ist Iren zu verstehen. Ich hatte auf jeden Fall auch Respekt davor den irischen Akzent zu verstehen. Als mein Gastvater uns abholte und anfing zu sprechen war ich auf jeden Fall etwas überrascht, dass ich mich so schnell and den Akzent gewöhnte. Ich habe mein Auslandsjahr in Cavan verbracht und ich war sofort begeistert von dem Akzent. Auch heute vermisse ich diesen noch. Also, habe keine Angst, du wirst dich bestimmt schnell an den Akzent gewöhnen und ihn mit der Zeit wertschätzen und wenn nicht, ist das auch kein Problem. Ich habe auch einige Male nachfragen müssen, weil ich manche Sachen nicht verstanden habe.
Ein weiteres Vorurteil, welches den Iren zugeschrieben wird, ist die offene, humorvolle und oft liebevolle Art mit anderen Menschen umzugehen. Auch das kann ich grundsätzlich bestätigen. Natürlich kann ich nicht sagen, dass alle Menschen in Irland so sind. Aber viele passen doch in dieses positive Vorurteil und das ist schön. Ich erinnere mich an einen meine ersten Tage in Irland. Wir sind ans Meer gefahren, während der Fahrt machten wir einen Halt und mein Gastvater und ich sind in einen kleinen Laden gegangen. Er hat die Zeitung geholt, dabei habe ich auf ihn gewartet. Da hörte ich eine Stimme hörte, die sagte „Can I help you sweetheart?“. Als ich mich umdreht stand eine etwas ältere Dame hinter dem Tresen und schaute mich an. Diesen Moment werde ich nicht vergessen, denn es fühlt sich an, als sei dies genau das, was viele Irische Menschen für mich verkörpern. Diese liebe Art mit anderen Menschen umzugehen. Aber ein Vorteil über alle Menschen zu treffen wäre nicht in Ordnung, denn wie in jedem anderen Land auch, gibt es Menschen, die nicht so offen sind usw., was natürlich völlig okay ist, nur allgemein fiel mir auf, dass einige Menschen etwas offener sind.
Ich hoffe ich konnte Dir mit dem Erklären von den Vorteilen etwas weiterhelfen, manche vielleicht widerlegen und andere bestätigen. Aber nochmal: Bitte nehme weder die Vorurteile noch meine Einschätzung jetzt als Maß für deine Begegnungen in Irland. Bitte sei offen für alles, auch wenn es deinen Erwartungen nicht entspricht und beurteile andere nicht auf der Basis dieser Klischees. Denn das ist was sie sind, Klischees. Denn von einer Person oder Begegnung auf alle Menschen im Land zu schließen wäre unfair. Menschen ohne diese Vorurteile zu begegnen, verdienst du und deine Umgebung 🙂
Alina 🙂