Jetzt bin ich schon mehr als acht Monate hier in Kelowna und die letzten Wochen waren für mich die allerschönste Zeit.
Ostern
Zuerst war Ostern. Ein weiterer Feiertag, der anders gefeiert wird, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Wir waren an Ostersonntag in der Kirche. Ostereier gab es erst Ostermontag. Ostermontag ist in Kanada kein Feiertag, die Schüler haben nur frei, weil unser Office Personal frei hat. Mein Gastvater hat uns Kinder Ostermontag zu einem Escape Room mitgenommen. In der Zeit hat meine Gastmutter ganz viele kleine Ostereier mit Cent-Beträgen im Garten versteckt. Als wir wieder nach Hause kamen, hatten wir Schokolade an unserem Sitzplatz und dann durften wir durch den Garten jagen und Ostereier suchen. Abends sind wir mit der ganzen Familie ins Kino gegangen und haben Fantastische Tierwesen 3 geguckt.
Outdoor Education
Ende April waren wir von Outdoor Ed Bogenschießen. Außerdem waren wir noch im Myra Canyon Adventure Park klettern. Beides sehr schöne Erfahrungen mit einer lustigen Gruppe. Wir hatten verschiedene Kletterkurse und am Ende haben wir noch Teambuilding Aktivitäten gemacht. Wir mussten als erstes ein Holzfeld ausbalancieren. Wir Schüler haben das schnell geschafft. Als unsere zwei Lehrer das probiert haben, hat die eine Lehrerin die andere erstmal vom Feld gelauncht
Track & Field
Außerdem ging Track & Field im Mai weiter. Wir hatten Zone und Valley Championships. Die Zones fanden bei uns in Kelowna statt. Hierbei haben sich in jeder Kategorie die besten drei für die Valleys qualifiziert. Ich habe mich in 110m Hürden und 3000m qualifiziert. Normalerweise ist es in Kelowna um diese Jahreszeit schon um die 25° warm. Dieses Jahr aber leider nicht. Zum Glück hatten wir ein kleines Zelt mit, wodurch der leichte Nieselregen nicht ganz so schlimm war. Bei den Valleys eine Woche später durfte ich bei 10° und erneut leichtem Regen zuerst 3000m und direkt danach 110m Hürden laufen. Ein anderer Schüler von meiner Schule hat mich für die Hürden angemeldet und meine Lehrer haben mich mit Süßigkeiten und einer Decke von der Zielleine abgeholt und zur Startlinie für Hürden gebracht. Die Valleys waren in Kamloops, das ist ca. 2 Stunden nördlich von Kelowna. Wenn man aber Schüler von anderen Schulen im Bus mitnehmen muss, wird die Fahrt auch mal eben 3 Stunden lang.
Von der super Fotoausrüstung, die wir in der Schule haben, hatte ich in einem früheren Bericht schon mal geschrieben. Wir haben zwei Kameras, die wir uns ausleihen dürfen. Ich hatte Glück und durfte eine mit zu den Valleys nehmen. Als ich nachmittags keinen Wettkampf mehr hatte und das Wetter besser wurde, habe ich sehr viele Fotos gemacht.
Auf dem Rückweg haben wir unsere Busbegleitung davon überzeugt, dass wir bei Dairy Queen anhalten. Später haben wir wieder mal gemerkt, dass Schulbus fahren für viele aus Deutschland typisch amerikanisch und lustig klingt, aber auf längeren Strecken überhaupt keinen Spaß macht. Wenn man hinten im Bus sitzt und die Straße ein paar Schlaglöcher hat, fliegt man durchaus mal 5 cm hoch. Des Weiteren sind die Schulbusse nicht isoliert oder sonderlich wasserdicht. Auf der Hinfahrt haben wir uns alle bemüht noch etwas zu schlafen, aber nicht an die kalte Seitenwand zu kommen. Auf der Rückfahrt hat es dann teilweise geregnet. Die Fenster der Schulbusse bleiben nicht immer geschlossen, sondern gehen bei Unebenheiten auch gerne mal ein bisschen auf, sodass man im Bus auch hin und wieder mal etwas Regen abbekommen hat.
Theater
Eins meiner besten Erlebnisse und eine sehr gute Entscheidung für mich war auf jeden Fall, dass ich beim Theaterstück Peter Pan in der Crew mitmache (ein Play von Theater Company). Wir haben bei uns an der Schule zwei größere Plays (Tripple Threat, Theater Company) und ein kleineres (Senior Drama Class). Ich habe am Anfang überlegt, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, weil mein Lehrer mich fünfmal gefragt hat, ob ich mir wirklich sicher bin. Aber wenn man in Theater/Technik etwas Interesse hat, sollte man auf jeden Fall mitmachen.
Wir hatten Rehearsal 3-mal die Woche für nach der Schule. Am Anfang für ca. 4 Stunden. Es wurden dann aber in der letzten Woche auch gut 5 Stunden. Am Freitag, als wir Opening Night um 19 Uhr hatten, waren wir alle seit 9 Uhr in der Schule und haben direkt nach der Schule mit Rehearsal weiter gemacht. Als dann die Show endlich anfing, waren wir zwar alle etwas geschafft, aber es hat trotzdem super viel Spaß gemacht.
Jetzt komme ich auch endlich zum Titel dieses Berichts: Peter Pan bei uns ist „geflogen“. (Wir haben über dem Theater ein Drahtnetzt mit Support-Balken, von dem man die Scheinwerfer verstellen kann. Dort verliefen auch die Seile, um Peter Pan fliegen zu lassen). Wir hatten eine Konstruktion mit Übersetzungen und Fall-Arrest (dazu gleich mehr). Dafür waren ein anderer Schüler und ich zuständig und unser Lehrer hat teilweise mitgeholfen. Ich durfte vor der Show und während der Pause immer aufs Grid, um zu gucken, dass die Fall-Arrest nicht gegriffen hat und dass die Seile nicht durcheinander waren. Die Fall-Arrest brauchten wir als Sicherheit, damit selbst wenn wir loslassen, Peter Pan nicht einfach fällt. Leider hat die Fall Arrest aber ab und zu gegriffen, wenn wir Peter Pan hochgezogen haben. Unser Lehrer ist für uns aufs Grid gegangen, um sie zu lösen, hat sie aber nicht rausbekommen, sodass ich auch mal eben, während das Stück weiterlief, noch aufs Grid rennen durfte, also aus dem Theater raus, einmal draußen hoch und wieder rein, um die Fall-Arrest zu lösen.
Jetzt habe ich die negativen Teile auch hinter mir. Es klang sehr viel Schlimmer, als es war. Wir waren 34 Schüler und hatten super viel Spaß. Wir hatten zweimal während der Schulzeit Aufführungen für Grundschulen aus der Umgebung. An einem Tag hatten wir abends noch eine dritte Aufführung. Obwohl unser Lehrer uns alle nach Hause geschickt hat, sind einige in der Schule geblieben. Auch während der Shows hatten wir viel Spaß, wenn man Backstage zur Musik auf der Bühne mittanzt oder die Songs mit allen mitsingt. Für Nebel hatten wir unter anderem Trockeneis, das in Verbindung mit Wasser einen starken Nebel erzeugt. Wenn man das hinterher im Waschbecken ausgeleert hat, hatten wir Backstage auch teilweise besseren Nebel als auf der Bühne.
In den Pausen waren wir immer alle zusammen. Zuerst hat unser Lehrer kurz was gesagt und ist gegangen, dann hat immer einer der Schüler noch kurz was lustiges/kreatives gesagt. Nach den Plays haben wir immer noch kurz „Party“ gemacht. Tripple Threat und Theater Company haben je ein Lied, dass immer bei der Party lief. Dann mussten wir noch etwas aufräumen und unser Lehrer hat uns rausgeschmissen, damit er nach Hause konnte. Bei den letzten beiden Stücken haben viele Schüler in den Programmheften Unterschriften bzw. kurze Nachrichten gesammelt. Nach der letzten Show haben wir noch Fotos gemacht und es sind die meisten von uns noch zu Dairy Queen gefahren. Alle Grads und auch ich schreiben sich nach ihrer letzten Show mit allen Shows und einem Zitat an eine Wand Backstage.
Ende Mai hat eine Schülerin den ganzen Cast zu sich nach Hause zu einem Get-together eingeladen. Das war ein superschöner Abschluss zum Theater. Es waren fast alle da. Wir haben zusammengesessen, waren im 30°C warmen Pool und hatten einfach Spaß. Wir waren einfach ein super Team und für mich war es großartig, dass ich dabei sein durfte.
Ich habe an dem Wochenende von den letzten Plays auf dem DFSR Instagram Account ein Takeover gemacht, wo ich evtl. noch ein paar mehr Fotos und Informationen habe: Mein Takeover
Tatsächlich habe ich neben Track & Field und Theater Company ab und zu auch noch am Unterricht teilgenommen, wenn auch etwas weniger als normal. Wir sind in PreCalc inzwischen mehr oder weniger fertig und fangen Anfang Juni an, uns auf das Final Exam vorzubereiten. In Photography fangen wir auch bald mit dem Final Project an. In Woodwork bin ich mit meinem Projekt mehr oder weniger fertig. Ich muss nur noch etwas CNC-Fräsen, wofür mein Lehrer aber das Modell erst fertig bearbeiten muss. In Automotive haben wir kein Final Project/Exam.
Wobei man auch hier merkt, dass das Schuljahr leider langsam vorbei ist. Und das heißt, dass auch meine Zeit hier in Kanada nicht mehr lange dauert. Aber jetzt freue ich mich erstmal, dass das Wetter wärmer wird. An einem Wochenende habe ich mit meinem Gastvater das Pooldeck geputzt. Jetzt ist es nicht mehr schwarz, sondern wieder braun. In diesem Jahr war ich auch der erste, der im Pool war, aber meine Gastmutter hat festgestellt, dass ich ganz schön schnell wieder draußen war: bei 13° C Wassertemperatur ist es noch ein bisschen kalt. Inzwischen hat der Pool ca. 18°C. Das ist noch kalt, aber man kann eine Weile im Pool bleiben.
Timo verbringt sein Auslandsjahr 2021/22 in British Columbia, Kanada. Hier kannst du ihn bei seinen Abenteuern während des Schüleraustausches begleiten.